Verwaltungsvorschriften, Genehmigungsverfahren, Dokumentationspflichten – ganz Deutschland stöhnt unter dem hohen Bürokratieaufwand. Die schwarz/rote Bundesregierung ist angetreten, auch um die Bürokratie abzubauen. Sie gilt als größte Wachstumsbremse noch vor Steuern, Sozialabgaben und Energiekosten.
Bürokratie bindet etwa 20 % der Arbeitszeit von Beschäftigten. Versprochen ist ein Herbst der Reformen. Doch wie weit ist die Bundesregierung in Sachen Bürokratieabbau?
„Bislang steigt die Bürokratie. Es gibt zwar immer wieder ein bisschen Bürokratieabbau. Aber unter dem Strich erleben unsere Unternehmen eine zusätzliche Belastung seit vielen Jahren“, sagt Dr. Achim Dercks von der Deutschen Industrie und Handelskammer.
„So wichtig es ist, die Verwaltung zu digitalisieren, das geht nicht in ein paar Monaten, aber einzelne Berichtspflichten komplett abzuschaffen, das kommt relativ schnell an in den Unternehmen, die davon betroffen sind.“
Welche Vorschriften sind wirklich notwendig und hilfreich? Diese Frage treibt auch Andreas Schmincke vom Personaldienstleister PEAG Holding GmbH immer wieder um:
“Der Schutz von Menschen ist nicht abhängig von Bürokratie, aber man kann es auch übertreiben. Wenn wir uns die Regeln zum Arbeitsschutz anschauen, dann sind sie in der Regel gut, weil sie ja dazu dienen sollen, Unfälle nicht entstehen zu lassen, also eher der Prävention dienen. Aber ob es tatsächlich in jedem Unternehmen einen Beauftragten für Leitern und Tritte geben muss, das darf man wohl sicherlich in Frage stellen.“
Die Bundesregierung hat, so die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Gitta Connemann, eine Modernisierungsagenda erarbeitet. Ziel ist es, jetzt recht zügig bürokratische Lasten und Überregulierung zurückzubauen.
„Es gibt keinen Betrieb, der nicht beklagen würde, den Zeitfrass, den Geldfrass, den Resourcenfrass durch Überbürokratisierung. Natürlich brauchen wir Regeln in einem Staat. Aber heute ist es ein Übermaß, dass Betriebe auch daran hindert, das zu tun, was sie wollen, nämlich nicht am Schreibtisch zu sitzen, sondern in der Produktion zu stehen. Wir machen dann auch wieder Lust darauf zu gründen, zu arbeiten zu unternehmen.“
Mehr dazu unter PEAG-online.de.
Birgit Keller Berlin