Berlin. Volkswagen investiert in China im Zeitraum von 2012 bis 2016 insgesamt 14 Milliarden Euro. „Wir sind der größte ausländischer Investor“, sagte Karl-Thomas Neumann, Präsident der Volkswagen Group China auf dem Kongress der Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche in Berlin. Im vergangenen Jahr lieferte VW in China 1,92 Millionen Fahrzeuge an Kunden aus und beschäftigt rund 40.700 Mitarbeiter.
„China ist der meist umkämpfte Markt, weil er phantastische Zukunftsperspektiven bietet“, betonte Neumann. In den ersten neun Monaten führt VW im Reich der Mitte mit einem Marktanteil von 18,8 Prozent vor General Motors (10,3 Prozent) und Hyundai (neun Prozent). Die Wolfsburger konnten ihren Marktanteil im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,5 Prozent erhöhen. „Wir sind im Pkw-Markt mit weitem Abstand die Nummer eins, fast jedes fünfte Auto auf den Straßen ist von VW“, verdeutlichte Neumann. Um den Verkauf weiter anzukurbeln, plant er, das Händlernetz der Marken Audi, Skoda und Volkswagen auf 2.500 Vertriebspartner fast zu verdoppeln – 2010 waren es 1.305. „Das ist eine Riesenaufgabe, unsere Händler über Trainingsakademien und Schule auf den aktuellsten Stand zu bringen“, sagte Neumann.
Er sieht VW mit zwei Joint-Ventures – 1985 wurde Shanghai Volkswagen Automotive Co. mit der Shanghai Automotive Industrial Corporation gegründet, 1991 folgte die Gründung der FAW-Volkswagen Automotive Co. Ltd. mit First Automotive Work – gut aufgestellt. Der Konzern baut derzeit 22 Modelle in lokaler Fertigung, 40 weitere werden importiert, „wir haben über 60 verschiedenen Modelle in China“, so Neumann. Wurden im vergangenen Jahr knapp zwei Millionen Fahrzeuge in China gefertigt, „werden wir 2011 deutlich über zwei Millionen Fahrzeuge produzieren“, sagte Neumann in Berlin. Der China-Chef kündigte an, in diesem Jahr insgesamt sechs neue Modelle auf den Markt zu bringen, in den Folgejahren 2012 und 2013 sollen es jeweils acht neue Modelle sein.
Berlin – Die deutsche Zulieferindustrie dürfte nach Einschätzung von China-Experten in den kommenden Jahren stärker ins Visier chinesischer Unternehmen geraten. „Chinesische Investoren werden ganz klar kommen, und zwar sehr viel stärker als bisher“, sagte Nikolaus Reinhuber, China-Experte bei der Kanzlei Baker & McKenzie, auf dem Kongress der Automobilwoche in Berlin. Übernahmekandidaten seien dabei zunächst Zulieferer und hier vor allem Unternehmen im Technologiebereich. Den Einstieg bei einem großen europäischen Autohersteller erwartet Reinhuber in der nächsten Zeit hingegen nicht. Dafür fehle es an der nötigen Managementkapazität.
Frankfurt/Main – Branchenexperten erwarten von der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA trotz Zuwächsen bei Ausstellern und Fläche keine neuen Rekorde. „Für die Autobranche sind die großen Märkte mit großen Wachstumspfaden wichtig. Und das ist mit Sicherheit nicht Deutschland“, sagte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut an der Universität Duisburg-Essen der Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche. Er fügte hinzu: „China ist das neue Zentrum der Autoindustrie und das spürt auch die IAA.“ Kein chinesischer Autobauer habe derzeit Pläne, in den nächsten 18 Monaten nach Deutschland zu kommen. „Warum sollten sie dann jetzt mit Riesenbudgets zur IAA gehen?“, unterstrich Dudenhöffer. Mit Changan ist in diesem Jahr nur ein chinesischer Hersteller erstmals auf der IAA vertreten.
München – Die großen Opel-Händler sehen einer Übernahme des Rüsselsheimer Traditionsunternehmens durch einen chinesischen Autobauer gelassen entgegen. „Es würde sicher für Opel neue Märkte öffnen, wenn ein Chinese einstiege“, sagte Albert Still, Aufsichtsratsvorsitzender der AVAG Holding, im Gespräch mit der Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche. Die AVAG Holding ist Europas größter Opel-Händler. Der Einstieg eines chinesischen Investors müsse keine negativen Folgen für eine europäische Marke haben, das zeige die Übernahme von Volvo durch Geely, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende. „Wenn ein Chinese kommt, dann kommt er, um sich in den europäischen Markt einzukaufen“, sagte Still.